Als im Juli 2022 in Slowenien Brände ausbrachen, trat das EU-Katastrophenschutzverfahren in Aktion. Mithilfe von EU-Satellitenkarten wurden die Ausbreitung und die Richtung der Brände ermittelt, und der österreichische Hubschrauberpilot Josef Samonig entschied auf dieser Grundlage, auf welchen Bereich er sich bei seinen Löscharbeiten konzentrieren sollte.
Die Welt leidet unter extremen Wetterbedingungen – und Slowenien ist keine Ausnahme. Als im Juli 2022 in Miren Kostanjevica Brände ausbrachen, breiteten sie sich schnell aus und drohten außer Kontrolle zu geraten.
Slowenien bat über das EU-Katastrophenschutzverfahren um Hilfe, das rasch mit folgenden Einsatzmitteln reagierte:
aus Österreich, Kroatien, Serbien, Rumänien und der Slowakei
aus der rescEU-Reserve in Kroatien
bestehend aus 4 Fahrzeugen und 9 Feuerwehrleuten
Slowenien erhielt auch im August 2023 nach katastrophalen Überschwemmungen, von denen 2/3 des Landes betroffen waren, Hilfe des EU-Katastrophenschutzverfahrens. Das Land bekam Hilfsangebote von 10 EU-Mitgliedstaaten (Österreich, Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Slowakei und Schweden) und einem weiteren am Verfahren beteiligten Land (Bosnien und Herzegowina). Insgesamt wurden 25 Bagger, 39 Fahrzeuge, 11 Kipper, 14 Brücken, 4 Hubschrauber und etwa 300 Mitarbeiter aus europäischen Ländern eingesetzt, um die Notfallmaßnahmen zu unterstützen.
Modernste Technologie kartiert, wo Brände als nächstes ausbrechen werden
Die Bekämpfung von Bränden ist extrem gefährlich. Eine Änderung der Windrichtung kann die Flammen in Richtung von Feuerwehrleuten und Rettungskräften lenken und deren Leben gefährden.
In dieser Hinsicht können Experten wie Jesús San-Miguel-Ayanz helfen. Er ist Leiter des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) und des Globalen Waldbrandinformationssystems (GWIS) bei der gemeinsamen Forschungsstelle der EU in Ispra, Italien.
„Wir simulieren Modelle zum Brandverhalten. Dank ihnen wissen wir, wo ein Feuer als Nächstes ausbrechen wird und ob es sich auf Dörfer oder Naturschutzgebiete ausbreiten könnte“, sagt San-Miguel-Ayanz.
Das hilft Feuerwehrleuten, ihr weiteres Vorgehen zu planen und sich aus der Gefahrenzone herauszuhalten.
Sie nutzen auch Faktoren wie fehlende Niederschläge, Trockenheit der Vegetation, Temperatur und Windgeschwindigkeit. Anhand dieser Faktoren lassen sich die Gebiete ermitteln, in denen sich das Feuer im Falle eines Brandes ausbreitet und nur schwer zu löschen ist. Auf diese Weise können die betroffenen Länder entscheiden, wo sie ihre Feuerbekämpfungsausrüstung im Voraus positionieren, damit sie auf einen Einsatz vorbereitet sind.
„Es ist unmöglich diese flächendeckend in einem bestimmten Land zu stationieren, daher sollten sie entsprechend der Brandgefahr positioniert werden“, erklärt San-Miguel-Ayanz.
Die Länder nutzen diese Informationen auch, um zu entscheiden, ob sie Hilfe vom EU-Zentrum für die Koordinierung von Notfallmaßnahmen (ERCC) anfordern müssen, das die Hilfeleistungen der 27 EU-Länder und der 10 am EU-Katastrophenschutzverfahren beteiligten Staaten koordiniert.
Der Flug ins Feuer
Nachdem Slowenien den Mechanismus im Juli 2022 aktiviert hatte, traf Josef Samonig, ein österreichischer Polizeihubschrauberpilot, ein, um die Waldbrände in Miren Kostanjevica zu bekämpfen.
Samonig und die anderen Piloten hatten tägliche Briefings mit dem Einsatzleiter am Boden, der Informationen über die Waldbrände von EFFIS, GWIS und anderen Organisationen erhielt.
Sie lieferten aktuelle Informationen über die Lage der Brände, die Windrichtung, die Wetterbedingungen und darüber, ob sich die Brände auf bewohnte Dörfer zubewegten. Nach den Briefings flog Samonig 7 Stunden am Tag und warf-Wasser auf die Brände ab.
„In 5 Tagen flogen wir 30 Stunden und ließen etwa 200.000 Liter Wasser ab. Es war gefährlich, weil ich mit mehreren Hubschraubern in einem kleinen Gebiet flog, es gab viel Rauch und die Sicht war sehr schlecht, als würde man in dichtem Nebel fliegen. Aber schon am zweiten Tag wurde es besser, es gab weniger Rauch“, so Samonig.
Für Samonig ist die Zusammenarbeit entscheidend, da klimabedingte Wetterereignisse immer extremer werden.
Durch die Zusammenarbeit sind wir darauf vorbereitet, die Menschen zu warnen, wenn klimabedingte Katastrophen bevorstehen, auf extreme Wetterereignisse zu reagieren und das Gebiet zu sichern, damit das Leben so schnell wie möglich zur Normalität zurückkehren kann.
Vorbereitungen für die Zukunft
Häufigkeit und Intensität von Waldbränden nehmen zu. Als Reaktion darauf stockt die EU ihre Kapazitäten zur Brandbekämpfung auf, damit wir für die Zukunft gerüstet sind.
So wurde beispielsweise die rescEU-Luftflotte zur Brandbekämpfung im Vorfeld der Waldbrandsaison 2023 auf 28 Löschflugzeuge und Hubschrauber aufgestockt.
Zur Vorbereitung auf jede Waldbrandsaison finanziert und erleichtert die EU auch die Bereitstellung von Feuerwehrleuten in brandgefährdeten Gebieten. Das bedeutet, dass sie bereit sind und sofort eingreifen können, wenn ein Feuer ausbricht, um es zu stoppen, bevor es sich unkontrolliert ausbreitet, und um die verbrannte Fläche zu begrenzen.
Diese Ressourcen werden bereits eingesetzt, um die überforderten nationalen Feuerwehren bei der Bewältigung von Waldbränden eines bisher unbekannten Ausmaßes zu unterstützen.
Im Sommer 2023 kam es zu verheerenden Waldbränden in Zypern, Griechenland, Italien und Tunesien. Allein in der griechischen Region Alexandroupolis koordinierte das EU-Katastrophenschutzverfahren den bisher größten rescEU-Einsatz zur Brandbekämpfung aus der Luft.
Darüber hinaus hat die Kommission den Peer-Review-Bewertungsrahmen für Waldbrände eingeführt, ein Instrument zur Unterstützung des Aufbaus von Kapazitäten für das Management von Waldbrandrisiken und des Austauschs bewährter Verfahren.
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