Was ist das?
Der Europäische Katastrophenschutz-Pool (ECPP) wurde von der EU eingerichtet, um die europäische Zusammenarbeit im Katastrophenschutz voranzutreiben. Er soll eine schnellere, besser koordinierte und wirksamere europäische Reaktion auf von Menschen verursachten Katastrophen bzw. auf Naturkatastrophen ermöglichen.
Der Pool bündelt die Ressourcen aus 27 Mitglieds- und Teilnehmerstaaten, die dann kurzfristig in ein Katastrophengebiet entsandt werden können. Jede dieser Ressourcen umfasst spezialisiertes Personal und Ausrüstung, die zur Bewältigung von Katastrophen erforderlich sind.
Warum ist das wichtig?
Sofern eine Katastrophe eintritt, kann beim EU-Katastrophenschutzverfahren ein Antrag auf Hilfeleistung eingereicht werden. In einem solchen Fall müssen so schnell wie möglich Notfallteams, technische Ausrüstung und andere Ressourcen eingesetzt werden, um die entsprechenden Hilfsmaßnahmen zu unterstützen.
Entscheidend für die Rettung von Menschenleben und die Minimierung der entstehenden Schäden ist eine gute Vorbereitung. Der Europäische Katastrophenschutz-Pool ermöglicht besser organisierte, besser vorhersehbare und kohärentere EU-Einsätze.
Aus diesem Grund wurde von der Europäischen Kommission ein Zertifizierungs- und Registrierungsverfahren eingeführt. Damit kann sichergestellt werden, dass die von den EU-Mitgliedstaaten und den Teilnehmerstaaten bereitgestellten Kapazitäten (z. B. Notfallteams und Ausrüstung) hohen operativen Standards entsprechen.
Eine solche Zertifizierung umfasst die Teilnahme der Notfallteams an Katastrophensimulationen, so dass ihre Leistung von einem Zertifizierungsteam, das sich aus Fachkollegen und EU-Personal zusammensetzt, beobachtet bzw. bewertet werden kann. Damit soll überprüft werden, ob sie bei internationalen Einsätzen vorschriftsgemäß agieren können.
Für die meisten Einsatzkapazitäten beaufsichtigt und finanziert die Europäische Kommission den Zertifizierungsprozess mit Unterstützung nationaler Experten.
Wie helfen wir?
Ab März 2024 haben die 27 Mitglieds- und Teilnehmerstaaten ein Pool von insgesamt 130 spezialisierten Einsatzkapazitäten für den Europäischen Katastrophenschutz-Pool.
Davon sind 95 zertifiziert und können nach einem Hilfeersuchen im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens zu Einsätzen innerhalb und außerhalb der EU entsandt werden.
Die Europäische Kommission leistet finanzielle Unterstützung für die zum Pool gehörenden Kapazitäten, wenn sie im Rahmen von Reaktionsmaßnahmen eingesetzt werden. Diese Kapazitäten reichen von Bergrettungsteams bis zur Verfügbarkeit mobiler Labors, medizinischer Luftevakuierung, Wasserreinigungsanlagen usw.
75 % der Transport- und Betriebskosten für Einsätze innerhalb oder außerhalb Europas werden dabei von der Kommission übernommen.
Darüber hinaus steht finanzielle Unterstützung für die Aufrüstung oder Instandsetzung von Einsatzkapazitäten zur Verfügung, die dem Pool zur Stärkung der Katastrophenvorsorge zugesagt wurden.
EU-Mitfinanzierung in Form von „Anpassungszuschüssen“ kann für bereits vorhandene Kapazitäten in einem Mitgliedstaat oder teilnehmenden Staat gewährt werden, um die Einsatzbereitschaft für internationalen Einsatz zu gewährleisten.
Aktuelle Reaktionsmaßnahmen unter Verwendung von Ressourcen des Europäischen Katastrophenschutz-Pools umfassen:
Erdbeben in der Türkei (2023)
Am 6. Februar 2023 wurde die Türkei von einem Erdbeben der Stärke 7,8 erschüttert. Am selben Tag aktivierte das Land das EU-Katastrophenschutzverfahren (UCPM) und stellte einen Antrag auf Städtische Such- und Rettungsdienste sowie Medizinische Notfallteams.
Nach dem Antrag entsandten 12 Mitgliedstaaten des UCPM eine Vielzahl von Kapazitäten aus dem Europäischen Katastrophenschutz-Pool. Die Kapazitäten waren Städtische Such- und Rettungsdienste sowie Medizinische Notfallteams, die in die Türkei gebracht wurden. Zusätzlich wurde ein Team für technische Unterstützung von einem EU-Katastrophenschutz-Team begleitet, das die EU-Reaktion im Land koordinierte.
Nach Abschluss der Notfallmaßnahmen wurden alle ECPP-Teams bis zum 17. Februar 2023 demobilisiert und kehrten zu ihren Stützpunkten zurück.
Waldbrände in Chile (2023)
Ab dem 2. Februar verursachten mehrere Waldbrände 100 km östlich von Santiago de Chile Chaos. Das Land bat um Unterstützung bei der Eindämmung der Waldbrände auf.
Als Teil des Europäischen Katastrophenschutz-Pools entsandte Spanien ein Team zur Evaluierung von Waldbränden (FFAT), und Italien stellte Chile ein Team für technische Hilfe und Unterstützung zur Verfügung. Portugal und Frankreich schickten Feuerwehrleute ins Land, um die Löscharbeiten zu unterstützen.
Überschwemmungen in Italien (2023)
Im Mai 2023 wurden mehrere Teile Italiens durch schwere Überschwemmungen und Erdrutsche infolge erhöhter Niederschläge in der Region heimgesucht. Am 20. Mai 2023 aktivierte Italien das EU-Katastrophenschutzverfahren mit einer Anfrage für 4 Hochleistungspumpen.
Frankreich, Slowenien, Belgien und die Slowakei nahmen Italiens Anfrage um Hilfe an und entsandten Hochleistungspumpenmodule nach Italien, die aus dem Europäischen Katastrophenschutz-Pool stammten.
Waldbrände in Kanada (2023)
Als im Mai 2023 mehrere Waldbrände in Kanada wüteten, forderte das Land Unterstützung zur Bekämpfung des Feuers in der Region an.
Als Reaktion auf die Anfrage entsandte Frankreich am 8. Juni 2023 109 Feuerwehrleute ins Land. Das Team half dabei, 2 große Brände von jeweils 2.873 Hektar und 26.749 Hektar zu löschen.
Am 14. Juni folgte Portugal dem Beispiel und verlegte 30 Feuerwehrleute als Teil des Europäischen Katastrophenschutz-Pools nach Kanada. Die Feuerwehrleute schützten ein Dorf und halfen dabei, zwei große Brände von zusammen 481.096 Hektar und 7.918 Hektar einzudämmen und zu löschen.
Beide Teams verließen Kanada am 28. bzw. 29. Juni und kehrten zu ihren Stützpunkten zurück.
Überschwemmungen in Libyen (2023)
Nach heftigen Regenfällen in Libyen im September 2023 wurden die Bewohner der Region von schweren Überschwemmungen getroffen.
Frankreich entsandte Medizinische Notfallhilfe in das Land, die am 13. September 2023 ankam.
Nach Erfüllung ihrer Aufgabe kehrte das Team am 12. Oktober nach Frankreich zurück.
Überschwemmungen in Deutschland (2023)
Als Deutschland im Dezember 2023 von schweren Überschwemmungen getroffen wurde, bat es um Unterstützung der UCPM-Mitgliedstaaten. Frankreich stellte dem Land eine Hochwasserrückhaltevorrichtung zur Verfügung.
Waldbrände in Griechenland und Zypern (2023)
Während der Waldbrände auf Zypern Anfang August 2023 leistete Griechenland luftgestützte Feuerbekämpfungsunterstützung für das Land.
Gleichzeitig wurden Griechenland im August 2023 schwere Brände heimgesucht, und das Land aktivierte das EU-Katastrophenschutzverfahren. Am 20. August 2023 stellte das Land eine Anfrage zur Unterstützung bei der Luft- und Bodenfeuerbekämpfung.
Nach der Anfrage wurden mehrere Kapazitäten aus dem Europäischen Katastrophenschutz-Pool nach Griechenland entsandt. Frankreich verlegte luftgestützte Feuerbekämpfungskapazitäten nach Griechenland. Polen und Bulgarien entsandten 2 Feuerwehrteams mit Fahrzeugen, und Spanien schickte ein Team zur Evaluierung von Waldbränden ins Land.
Frühere Aktivierungen
Seit Juni 2022 wurde Pakistan von schweren Monsunregenfällen und Überschwemmungen heimgesucht. Daraufhin ist am 29. August aufgrund eines Hilfeersuchens der pakistanischen Behörden das EU-Katastrophenschutzverfahren aktiviert worden.
Am 16. Oktober konnte in Dadu, in der Provinz Sindh, ein französisches Wasseraufbereitungsmodul in Betrieb genommen werden. Insgesamt produzierte das Modul 629.000 Liter sauberes Wasser. Am 5. November beendete das Team seine Mission und kehrte zurück.
Parallel dazu traf am 25. Oktober ein belgisches Wasseraufbereitungsmodul in Karatschi ein und produzierte an zwei Standorten mehr als 100.000 Liter sauberes Wasser: in Bhiria (Provinz Sindh) sowie in Kot Diji.
Das Team beendete seine Mission am 4. November und kehrte zurück, allerdings wurde die gesamte Ausrüstung gespendet und kann noch mindestens sechs Monate lang in Betrieb bleiben.
Am 4. Juni 2022 brach auf der unbewohnten Insel Sazan vor der Küste der Gemeinde Vlora, in Albanien, ein Flächenbrand aus.
Albanien aktivierte daraufhin das EU-Katastrophenschutzverfahren. Griechenland reagierte mit der Entsendung eines Löschflugzeugs, das am Morgen des 7. Juni auf der Insel Sazan eintraf. Insgesamt war es 23 Mal im Einsatz.
Im Juli setzte Griechenland eine Canadair zur Bekämpfung der Waldbrände in Portugal ein.
Der tropische Wirbelsturm Batsirai der Kategorie 3 traf am 5. Februar mit Windgeschwindigkeiten von über 160 km/h auf die südöstliche Küste Madagaskars. Ein weiterer Tropensturm, Dumako, suchte am 15. Februar den Norden Madagaskars heim.
Frankreich stellte als Reaktion ein Wasserreinigungsmodul und ein ferngesteuertes Luftfahrtsystem bereit. Beide Module trafen am 9. Februar in Madagaskar ein und wurden in Mananjary eingesetzt.
Aus Deutschland kam ein Wasserreinigungsmodul, das am 9. Februar in Madagaskar eintraf.
Polen entsandte ein medizinisches Notfallteam mit 15 Ärzten, Krankenschwestern und Sanitätern. Das Modul kam in Nosy Varica zum Einsatz.
Im August 2021 traf ein Erdbeben der Stärke 7,2 den Südwesten Haitis, gefolgt von dem Tropensturm Grace, der das Land nur wenige Tage später heimsuchte.
Da es an medizinischem Fachpersonal, sauberem Wasser und Wohnraum mangelte, wurden sofort EU-Katastrophenschutz-Teams aus Europa nach Port-au-Prince entsandt.
Schweden stellte für diese Teams fünf zuvor zertifizierte Mitglieder zur Verfügung, die technische Unterstützung und Hilfe leisteten. Luxemburg trug mit 2 zertifizierten Mitgliedern bei, die für die Notfallkommunikation sorgten, und Norwegen entsandte zertifizierte Ärzte und Gesundheitsexperten – allesamt mobilisiert aus dem Europäischen Katastrophenschutz-Pool.
Diese Unterstützung erfolgte zusätzlich zu 3 Millionen Euro an humanitärer Hilfe, um dringende Bedürfnisse zu decken, sowie zu 175 Tonnen humanitärer Fracht, die mit 3 humanitären Luftbrückenflügen der EU geliefert wurden.
Nach den schweren Waldbränden in Griechenland wurde ein französisches Bodenfeuerwehrteam entsandt, das zuvor zertifiziert und Teil des EU-Katastrophenschutz-Pools war. Sie bekämpften die Brände zusammen mit Feuerwehrleuten aus 10 anderen EU-Ländern.
Als Belgien im Juli 2021 von Überschwemmungen betroffen war, traf ein zertifiziertes französisches Team von Hochwasserrettungsexperten mit Booten ein, um die nationalen Rettungskräfte zu unterstützen.
Nach den Explosionen in Beirut, Libanon, und der anschließenden Aktivierung das EU-Katastrophenschutzverfahrens koordinierte das Koordinationszentrum für Notfallmaßnahmen die Entsendung mehrerer Kapazitäten aus dem Europäischen Katastrophenschutz-Pool.
Städtische Such- und Rettungsteams aus Tschechien, Frankreich, Deutschland, Polen und den Niederlanden sowie ein Team für technische Unterstützung aus Finnland wurden entsandt.
Die Gesamtoperation ermöglichte auch die Entsendung weiteren medizinischen Personals sowie von Experten für chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren, sowie die Bereitstellung dringend benötigter medizinischer Ausrüstung und Materialien.
Als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie wurden verschiedene Notfallmedizinteams, die Teil des Pools sind, entsandt.
Im April wurden 2 Medizinische Notfallteams aus Norwegen und Rumänien in Norditalien eingesetzt, um das dortige medizinische Personal im Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen.
Die Operation ermöglichte auch die Bereitstellung von medizinischer Ausrüstung und Materialien. Im Juni wurde ein italienisches Medizinisches Notfallteam nach Armenien entsandt, nachdem das Verfahren aktiviert worden war.
Fakten und Zahlen
Der Europäische Katastrophenschutz-Pool gilt als Reserve für Einsatzkräfte und Ausrüstungen (so genannte „Kapazitäten“).
Diese Kapazitäten werden von den europäischen Staaten bereitgestellt, um auf Katastrophen innerhalb und außerhalb der EU zu reagieren.
Der Pool wurde 2013 eingerichtet.
Bis heute haben 27 europäische Länder mehr als 130 Ressourcen zum Pool beigesteuert.
Der Pool ermöglicht eine besser vorhersehbare, vorgeplante und qualitätsgeprüfte europäische Reaktion auf Notfälle.
Das Europäische medizinische Korps bündelt alle Einsatzkräfte im medizinischen Bereich, die sich im Pool engagieren.